Stan Sakai über Steingut
Nicht wenige behaupten, Japans Tradition der Herstellung von Töpferwaren sei die älteste der Welt. Laut Untersuchungsergebnissen nach der Radiokarbonmethode reicht die Schnurkeramik der jōmon-Menschen bis um 10.000 v.u.Z. zurück. „Jōmon“ bedeutet „Schnurmuster“.
Anders als im Westen gilt die Töpferei den Japanern nicht als Handwerk, sondern als Kunst. Tonprodukte werden bewundert wie Gemälde oder Skulpturen, aber auch aufgrund ihres praktischen Nutzwerts. Eine einzelne Teeschale aus der Hand eines Meistertöpfers konnte einem Fürsten der Edo-Zeit auch schon mal 25.000 koku wert sein. Ein koku ist die Menge Reis, die nötig ist, um einen Mann ein Jahr lang zu ernähren.
Es gibt einzelne Regionen mit jeweils charakteristischer Töpferware. So ist Mashiko, eine nordöstlich von Tokio gelegene Ortschaft, bekannt für ihre derben Stücke glasierten Steinguts. Shigaraki dagegen ist berühmt für seine großen Vorratskrüge. Die Stadt Arita auf Kyūshū, der südlichsten der japanischen Hauptinseln, gilt als die nationale Kapitale der Keramik. Arita-Ware ist ein sehr feines Porzellan.
Toyotomi Hideyoshi (1537-1598), der große Vereiniger Japans am Ende des 16. Jahrhunderts, unternahm einen erfolglosen Versuch, Korea zu erobern, von wo er viele Kunsthandwerker nach Japan mitbrachte. Es waren Koreaner, die die Tradition des Arita-Porzellans begründeten. Heute ist dafür die Bezeichnung „Imari-Porzellan“ üblich, benannt nach dem nördlich von Arita gelegenen Hafen, von dem aus die Arita-Ware in alle Welt verschifft wurde und wird.
Der Hauptunterschied zwischen „Keramik“ und „Porzellan“ liegt in den verwendeten Ausgangsstoffen und der Brenntemperatur. Keramik besteht überwiegend aus Ton und wird bei 1000 °C gebrannt. Porzellan wird aus feinstem Quarz-, Feldspat- und Kaolinpulver bei über 1300 °C gebrannt.