Stan Sakai über Brandbekämpfung

 

Menschen, die in Häusern aus Holz und Papier leben, bereitet die permanente Drohung eines Feuers große Sorgen. Es braucht nicht viel, um solch ein Gebäude in Brand zu setzen, und ein leichter Wind reicht aus, um die Flammen anzufachen, bis sie außer Kontrolle geraten sind.

 

Allein für Edo sind zwischen 1600 und 1866 zwanzig Großfeuer aktenkundig. Eine der größten Brandkatastrophen ereignete sich 1657: Die halbe Stadt wurde in Schutt und Asche gelegt und 108.000 Menschen kamen in den Flammen um.

 

Alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen wurden getroffen, um die Ausbreitung eines Feuers zu unterbinden. In jeder Straße gab es große, mit Wasser gefüllte Eimer und Fässer und einige dieser Straßen wurden so breit angelegt, dass sie als Feuerschneise dienen konnten. Überall in der Stadt wurden Feuerwarntürme errichtet, die mit Glocken oder Holztafeln ausgestattet waren, welche bei Gefahr im Verzug mit Schlegeln angeschlagen werden konnten, um Alarm auszulösen. Die Position des Brandherds und die Größe des Feuers wurden über die Anzahl und die Intensität der Schläge angezeigt.

 

Feuerwehren wurden von den daimyō organisiert – anfänglich nur zum Schutz ihrer Burgen und der Häuser ihrer Gefolgsleute. Auch Händler unterhielten zum Schutz ihrer Waren und Läden Feuerwehrmänner. Die Brandbekämpfer wurden „tobi-no-mono“ oder „hikeshi“ genannt. Der Ausdruck „tobi-no-mono“ stammt von den wie ein Greifvogelschnabel geformten, an Stielen befestigten Haken her, die sie benutzten, um damit die Häuser in der Umgebung des Brandherds niederzureißen („tobi“ bedeutet „Schwarzmilan“, „mono“ bedeutet „Person“). „Hikeshi“ ist ein beschreibender Begriff („hi“ bedeutet „Feuer“, „keshi“ bedeutet „löschen“). Die Feuerwehrmänner der daimyō trugen schützende Lederkleidung, Hauben und Helme, wogegen die tobi der Händler mit schweren Baumwolljacken ausgestattet waren, die sie vor einem Einsatz in Wasser tauchten, damit sie sich vollsogen. Die Feuerwehrbrigaden setzten sich überwiegend aus Tischlern, Dachdeckern und anderen Fachleuten vom Bau zusammen. Große Holzpfosten und ‑hämmer wurden zum Einreißen von Mauern verwendet, Bambusleitern zum Klettern und Haken zum Niederlegen von brennenden Dächern. Hölzerne Handpumpen, mit denen sich Wasser durch Bambusrohre hindurch in die Flammen spritzen ließ, wurden in der Mitte des 18. Jahrhunderts eingeführt. Jede tobi-Einheit hatte eine eigene Standarte: ein geometrisches Zeichen, das oben an einer Stange befestigt war. Der Standartenträger bezog so nah wie möglich am Brandherd Position, manchmal stellte er sich auf das Dach des brennenden Gebäudes. Die Besitzer geretteter Häuser ließen sich in der Regel nicht lumpen und spendeten Geld an diejenigen Feuerwehren, deren Standarten sie während der Brandbekämpfung hatten identifizieren können.